„Jedem das Seine“ statt „Alles für alle“. Wie Bezos mit Washington Post die Medien …

Collage Amazon Washington Post_final2Was macht Amazon’s Bezos mit der Washington Post? Eine Frage, die in den letzten Wochen viele mit verwunderten Augen stellen. David Ignatius, interessanterweise „CIA-Fachmann“ der Washington Post, lässt dabei in einem Interview in einem anderen Kontext anklingen, wie das plausible Geschäftsmodell einer „amazonisierten“ Washington Post aussehen könnte:

Wenn ich auf die Amazon Seite gehe, wissen die eine Menge über mich. Sie wissen, was ich kaufen will. Es gibt keinen Grund, warum wir das nicht auch auf unserer Zeitungs-Website machen können.
(FAS, „Wir wollen nicht“,  F. Schirrmacher, 25.8.)

Damit bekommt Google einen Konkurrenten, denn auch deren Geschäftsmodell mit Nachrichten baut auf den Zuschnitt von Nachrichten. Richard Gingras, Chef von Google News, erklärt das zukünftige Modell auch in zwei Sätzen:

Wenn Sie ihr Telefon dabei haben, wissen wir, wann Sie im Stadion sind. Dann können wir Ihnen die Informationen geben, die Ihnen Ihren Aufenthalt dort noch angenehmer machen. (Richard Gingras, Chef Google News, Zapp/ARD, Interview 26.8.13, Minute 24.05)

Den Menschen die Informationen zu geben, die für sie gerade am wichtigsten sind, ohne dass sie danach suchen, ist ein plausibler Mehrwert. Dass die Entscheidungen, was wichtig ist, proaktiv getroffen werden, ohne dass der Leser danach gesucht hat, und das von einem rätselhaften Algorithmus statt vom menschlichen Chefredakteur erledigt wird, ist das Neue, das viele erschreckt.

Nicht alles für alle. Sondern jedem das seine. Das spricht nicht nur gegen Zeitungen, wie wir sie kennen, sondern auch gegen Portale wie Yahoo (Interview Gingras, im MIT Civic). Und für eine Überlebensstrategie von Medien und Marken, die wissen und lernen, welcher ihrer Kunden was genau wann möchte und braucht.

Ich denke unser neuer Wert wird sich ergeben indem wir zu Menschen als Individuen eine Beziehung aufbauen – nicht mehr als eine Masse. (Jeff Jarvis, Der Tag)

Sind diese neuen Big-Data-Companies nun böse Überwachungsmaschinen? Oder schaffen sie mit dieser Individualisierung und Kontextualisierung ihres inhaltlichen Angebots nicht nur ein neues Geschäftsmodell für journalistische Arbeit, sondern auch einen Marken-Mehrwert, für den ihre Kunden – wie bei Amazon schon jetzt – bereit sind, mit privaten Daten zu zahlen? Eine knifflige Frage, die nur jeder Kunde für sich beantworten kann. (von Andreas Berens, Grafik: stories4brands)

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