Deutschlands entspanntester Storyteller fordert: „Inspiratoren ins Team!“

Anläßlich seines neuen Projektes haben wir mit unserem alten Weggefährten Frank Behrendt gesprochen. Ein inspirierendes Gespräch über bezahlten Content, fiktionales und non-fiktionales Storytelling und den ultimativen Tipp für ein entspanntes Leben.


Nachdem Frank Behrendt als Vorstand der PR-Agentur fischerAppelt seine 10 Thesen unter dem Titel „Liebe dein Leben und NICHT deinen Job“ veröffentlicht hatte, wurde er von der eigenen Branche auch kritisiert – und vom Handelsblatt zum „Guru der Gelassenheit“ erhoben. Jetzt bringt der Kommunikationsprofi und Karl-May-Fan auf dem Portal www.sinnsucher.de vom Publishing-Multi RandomHouse seinen ersten Online-Kurs an den Start. Der Titel: „Entspannter durchs Leben“. In vier Folgen spricht Frank im Video zu seinem zahlenden Publikum und bietet „Accessoires, Geschichten und Content“ an. Paid Content im Internet, in dem eigentlich die Kostenloskultur das Zepter schwingt? Anläßlich seines neuen Projektes haben wir mit unserem alten Weggefährten gesprochen. Es wurde ein inspirierendes Gespräch über Anforderungen an bezahlten Content, das Zusammenspiel von fiktionalem und non-fiktionalem Storytelling, den ROI seines eigenen Content Marketings und den ultimativen Tipp für ein entspanntes Leben.

Frank, Masterplots sind die Grundlagen jeden guten Storytellings. Wie geht eigentlich der Masterplot deines Lebens?

Mein Masterplot hat sehr viel mit meiner Kindheit in Brasilien zu tun. Die Sonne von Rio trage ich heute noch in meinem Herzen. Ich glaube, dass die Kindheit für jeden von uns etwas prägendes, kraftvolles hat. Ich habe nicht umsonst Winnetou, Han Solo und Kapitän Kirk lebensgroß im Büro stehen. Das mache ich nicht aus Showgründen, sondern es ist eine Kraftquelle für mich. Es erinnert mich daran, mutig zu sein und bestimmte Dinge zu tun.

Und ich habe das Glück, tolle Eltern zu haben, die sehr inspirierend waren und sind. Sie haben uns Kindern eine wirklich traumhafte Kindheit mit allen Möglichkeiten von Indianerlagern, Lagerfeuern und Basteln ermöglicht. Mein Kernplot liegt also in dem kleinen, jungen Frank, der irgendwo mit 6 oder 7 Jahren Indianerhäuptling gespielt hat.

Und die Moral deiner Geschicht’…?

… vergesse deine Kindheit nicht! (lacht laut)

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Frank Behrendt: „Es geht um den Perspektivwechsel.“

Du hast in der Horizont mal geschrieben, nur das wahre Leben schreibe die guten, spannenden Geschichten. Was ist dann mit dem von Dir verehrten Karl May? Der Karl hat seine Geschichten erfunden. Wie passt das zusammen?

Karl May ist ein Faszinosum. Und ein begnadeter Geschichtenerzähler im Bereich fiktionalem Storytelling. Das interessante ist ja, woher dieser Mann damals das Wissen gehabt hat, wo es doch noch kein Google gab. Zahlreiche Details des Wilden Westens, Indianerstämme oder Routen sind nicht erfunden. Er muss in Bibliotheken sein ganzes Wissen über Amerika aufgesogen haben.

Dazu hat er bestimmte Sachen variiert oder erfunden. Es steckt aber auch sehr viel Realität in den fiktionalen Geschichten von Winnetou. Ich bewundere dabei seine Wortgewalt. Wie er Helden baut, wie er Gut und Böse definiert, wie er Geschichten kreiert, das ist schon phänomenal!

Du bemängelst des öfteren, dass von PR- oder klassischen Agenturen kein gutes Storytelling komme. Fehlt denen jemand wie Karl May?

Absolut. Es geht um den Perspektivwechsel. Agenturen und Kunden sollten sich andere, branchenfremde Spezialisten und Inspiratoren ins Team oder in Kreativ-Sessions holen. Drehbuchschreiber oder Schauspieler zum Beispiel. Vor kurzem haben wir Axel Milberg in die Agentur geholt. Er hat über Digitalisierung und Künstliche Intelligenz gesprochen – im Vergleich zum Schauspieler. Das war sehr anregend und spannend.

Du bietest jetzt als Lifestyle-Coach einen Online-Kurs für entspanntes Leben an. Was ist die Idee hinter diesem Content-Angebot?

Warum muß ich zu einem Seminar gehen, um Inspiration zu bekommen? Warum kann der Seminarleiter nicht zu mir nach Hause kommen? In einer Generation „Netflix“ und „Amazon Prime“ ist es doch nur logisch, dass der Coach dann zu mir spricht, wenn es mir perfekt passt. Der eine wünscht es sich morgens um 6.00 Uhr im Bett, der andere zum Frühstück, der nächste am Sonntag oder als Inspiration zum Feierabend! Das finde ich tausendmal zeitgemässer, als wenn wir uns im Konferenzraum eines Hotels am Dienstag um Punkt 13.00 Uhr treffen und dann geht es los. In Amerika ist der Markt für diese Art des Online-Coachings schon sehr groß und wächst ständig.

Dein Video-Kurs ist, neben deinen Büchern, ein „Paid Content“-Angebot. Wie muss Content sein, dass Menschen dafür bezahlen? In einer Zeit, in der es quasi „alles für nix“ im Netz gibt?

 Er muss relevant sein und einen Mehrwert bieten. Und er muss exklusiv sein und nicht etwas, was ich an jeder Straßenecke bekomme. Ich bezahle für etwas, was mir einen „Moment of Excellence“ gibt. Oder eine tiefergehende Information oder etwas was mich „happy“ macht, inspiriert, was mir persönlich gut tut. Es ist das gleiche, als wenn ich im Urlaub für eine Strandliege bezahle und auf das Meer schaue. Die ist mir dann auch fünf Euro wert.

Du bist ja auf vielen Kanälen fast omnipräsent und baust die Personenmarke frankzdeluxe mit eigenem Content immer weiter auf. Wieviel Zeit investierst du am Tag in deine Social Media Aktivitäten?

Es ist eine Frage, wie effizient du arbeitest. Ich habe mal die Nettozeit gemessen: Ich verbringe ca. 1 Stunde und 15 Minuten am Tag in Social Media. Das mache ich aber nicht eine Stunde am Stück, sondern „on the go“, dass heisst, wenn ich zum Beispiel irgendwo rumsitze und noch auf die Bahn oder das Flugzeug warten muss.

Der „Guru der Gelassenheit“ wird auf diese Weise wohl noch zum „Silver-Surfer-Influencer“…!?

Ich fühle mich „Forever 29“! Ich sehe jünger aus, habe noch volles Haar. Und kann damit gut mit jungen Start-Up Unternehmern mithalten. Außer, dass ich noch ein wenig schlauer reden kann. (Lacht.) Aber nein, ich möchte kein Influencer werden und sehe das ganze mit einem Augenzwinkern. Ich bekomme kein Geld dafür, sehe das ganze auch nicht strategisch. Ich freue mich natürlich, wenn zum Beispiel mein geschätzter Kollege Klaus Eck mich in einem Seminar als Social Media Case vorstellt und als Lichtgestalt an die Wand projiziert. (Lacht wieder.) Ich habe Spass daran und bin wer ich bin.

Und deinen ROI misst du dann in Feedback?

Genau. Ich freue mich über Kommentare und Herzchen. Leute bedanken sich bei mir für Anregungen und Inspiration. Das ist doch das schönste, was man bekommen kann. Bei meiner kleinen französischen Bulldogge „Fee“, die selbst schon ein Star im Internet ist, gibt es immer besonders witzige Reaktionen – auch von anderen Hunden im Netz. Ich bekomme jede Woche viele Briefe, zahlreiche Nachrichten über die Sozialen Netzwerke und rund 100 e-Mails auf meine Stern-Stimme, die sehr gut „performed“. Eine riesige Resonanz. Ich habe früh damit begonnen mit meinen Leserinnen und Lesern einen Dialog zu starten. Ich beantworte auch alle Mails selber, da ich dafür kein Back-Office habe.

Eine letzte Frage an den Lifestyle-Guru: Was ist dein Rat an unsere Follower in unruhigen Zeiten von „trumpscher Verwirrung“ und fehlgeschlagenen GroKo-Verhandlungen?

Man sollte sich öfter mal auf einen Hochsitz setzen und auf den Wald oder das Feld schauen, das inspiriert und hilft ungemein. Dass sich Menschen tagelang darüber auslassen und aufregen, ob die GroKo richtig ist, ist doch vollkommen nutzlos. Die Menschen verdaddeln ihre Zeit oft mit so etwas. Ich wünsche unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel und der GroKo viel Erfolg. Und damit ist es gut. Mein Rat: Bleibt bei euch selber, eurem „Inner-Circle“, eurem Stamm an Leuten, die euch guttun und verbringt mehr Zeit mit denen. Das ist aus meiner Sicht das lohnendste Investment von Lebenszeit, die ja bekanntlich endlich ist.

 (Autoren: Carsten Bolk & Andreas Berens | Foto: John M. John )

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